Corona Exil 2020 (1) – Einleitung

Ich hatte einen Corona-Alptraum, doch auch nach dem Aufwachen fühlt er sich irgendwie real an: München reißt am 19.9.2020 den Corona-Grenzwert von 50 Neuerkrankungen pro 100.000 Einwohner. Kurz darauf reagiert die bayerische Staatsregierung mit einem drastischen Beschluss: manche Münchner müssen ins Exil. Die Bayerische Staatsregierung fordert uns zur sofortigen Ausreise auf. Unser Ziel: der Ruhrpott, denn dort sind die Infektionszahlen angeblich noch niedrig.

Dies ist eine Corona-Dystopie, die vielleicht schon bald wahr werden könnte: zwei Münchner im Exil im Ruhrpott. Ein haarsträubender Schicksalsbericht.

Am Bahnhof auf dem Weg ins Exil

Samstag, 19.9.2020 6:00 Uhr morgens: jemand klingelt Sturm. Ich quäle mich aus dem Bett und öffne die Tür. Ein Mensch in Vollschutzanzug hält mir ein Blatt Papier vor’s Gesicht. Hinter ihm zwei Polizisten mit Maske.

Herr M aus M?
Ja
Das Gesundheitsamt München fordert Sie im Namen der Bayerischen Staatsregierung auf, die Landeshauptstadt München zu verlassen. Gefahr in Verzug. Sie müssen sich spätestens Morgen Vormittag beim Gesundheitsamt Essen melden.
Was bitte? Da muss eine Verwechslung …
Nein, da liegt keine Verwechslung vor. Sie sind hiermit informiert. Wenn Sie der Anordnung nicht folge leisten, werden Sie mit einer Ordnungsstrafe von 5000 Euro belegt. Auf wiedersehen.

Sprach’s, drehte sich um, und verließ das Haus zusammen mit den Polizisten. Ich überfliege den Zettel, den man mir in die Hand gedrückt hat. Anordnung durch das Gesundheitsamt: Corona-Sicherheits-Exil. Entsendung in Niedrig-Risikogebiet. Zeitlich vorläufig nicht befristet. Zielort: Essen. Meldung in Essen morgen.

Essen? Wo ist Essen? Ich recherchiere kurz bei Google Maps. Ruhrgebiet – ach du Scheiße! Ich prüfe bei muenchen.de, ob diese Anordnung echt sein kann. Tatsache – es stimmt. Herrgottsakrament!

In aller Eile packen wir den Samstag über unsere Koffer, erledigen noch ein paar Einkäufe und informieren unser Umfeld. Keiner glaubt uns, aber es ist wahr. Einen Tag später stehen wir in aller Frühe am Münchner Hauptbahnhof und steigen in den Zug nach Essen.

Hier geht es weiter zu Teil 2.

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