Corona Exil 2020 (2) – Ankunft

Ich hatte einen Corona-Alptraum: München reißt am 19.9.2020 den Corona-Grenzwert von 50 Neuerkrankungen pro 100.000 Einwohner. Die bayerische Staatsregierung reagiert mit einem drastischen Beschluss: Münchner müssen ins Exil in den Ruhrpott. Ein haarsträubender Schicksalsbericht.

Am Hbf Essen angekommen, stellen wir fest, dass wir nicht die
einzigen Exil-Bayern sind. Die Mitarbeiter des Gesundheitsamts Essen
sammeln die eintreffenden Exilanten am Bahnsteig ab, und leiten sie
in einen abgesperrten Bereich auf dem Bahnhofsplatz.

Eingezäunter Sammelplatz für bayrische Exilbürger


Massive Holzverschläge schirmen die Exilanten von der Bevölkerung ab. Man hat jedoch bei der Sicherheitszone offensichtlich bemüht, eine bayrische Anmutung zu erzielen. Hinter dem Bauzaun spult man routiniert den medizinischen Check ab: die Personalien muss man beim Tombolaverkäufer abgeben, das Fieber wird am Glühweistand gemessen, den PCR-Test macht man beim der Zuckerwatte-Stand und die Befragung nach Symptomen und Anamnese erfolgt an der Würstelbude.

Symptomfreie Einreisende wie wir dürfen den Einreisebereich durch den
Ausgang „Sammellager“ verlassen. Am Ausgang erklärt man uns, dass die
Container leider derzeit noch nicht bereitstehen, und wir daher vorübergehend in einem Hotel untergebracht werden sollen. Wir sind einigermaßen erleichtert.

Das Hotel direkt in der Fußgängerzone betreten wir wenig später durch
einen speziellen Seiteneingang. Unser Zimmer im siebten Stock erreichen wir nur per Treppe, da wir den Fahrstuhl nicht benützen dürfen. Im Hotel wurde eine komplette Etage nur für bayrische Exilanten reserviert.

Ein Mitarbeiter erklärt uns, dass wir nicht unter Quarantäne stehen, aber
in fünf Tagen einen weiteren PCR Test am Empfang machen müssen. Außerdem mögen wir doch bitte täglich am Frühstücksbuffet einen Antikörper Schnelltest machen, und die Ergebnisse beim Zimmermädchen abgeben. Wir sind froh zu hören, dass wir das Hotel verlassen dürfen.
So können wir wenigstens unsere „neue Heimat“ erkunden.

Hier geht es weiter zu Teil 3.

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