Am 29.09.2007 um 15:07 Uhr war es soweit. Die lange vorbereitete Expedition zum Steinernen Meer konnte endlich starten. Und sie stand nicht unter den besten Vorzeichen. Denn angesichts der großen Herausforderung verließ immer mehr Expeditionsteilnehmern der Mut und nur ein harter Kern Williger machte sich auf den harten und steinigen Weg. Erst zwei Wochen zuvor war eine konkurrierende Expeditionsmannschaft aus der Oberpfalz kurz vor dem Ziel gescheitert. Ein Bergkammerad starb im eisigen Schneesturm. Und das Wetter sollte zunächst nicht besser werden. Regen, Schnee und Windstürme wüteten über den Bergen. Als dann auch noch kurz vor dem Start die Sherpas Illi und Robert ihre Teilnahme zurückzogen stand die Expedition kurz vor dem Exitus. Doch ein Wetterumschwung gab neue Hoffnung. Und so brachen Berni, Cornelia und Hermann, der diese Tour bereits im Jahre 1989 erfolgreich meisterte, um 15 Uhr 07 zum Gipfel auf.
1000 Höhenmeter voller Geröllmassen, scharfer Felskanten und unüberwindbar scheinender Steinstufen warteten auf sie! Doch es gelang Ihnen, alle Hindernisse, die sich Ihnen in den Weg stellten, zu überwinden. Mit letzter Kraft und schweißgebadet erreichten Sie kurz bevor die Dunkelheit anbrach die rettende Bergunterkunft – das legendäre Riemann-Haus. Keine weitere Expedition hatte es zu diesem Zeitpunkt geschafft, die Hütte zu erreichen. Cornelia, Berni und Hermann saßen ganz allein vor dem wärmenden Kachelofen in der Wirtsstube und schlürften ihr Bier, das wichtige Mineralien und Nährstoffe an die ausgelaugten Körper zurückgab.
Die Nacht war kalt. Der Mond leuchtete durch das kleine Fenster in der dicken Hüttenwand auf die unter mehreren Decken liegenden Berghelden. Vor Aufregung konnten Berni und Hermann kaum ein Auge zumachen. Sie wussten beide, dass der schwierigste Teil der Expedition noch bevorstand: der 1700 Höhenmeter lange Abstieg. Mit dem Sonnenaufgang startete das Trio zur zweiten Etappe. Der Ausblick auf die in der Morgensonne rötlich gänzenden Felsrücken war grandios. Um sie herum breitete sich die karge Felswüste aus. So weit der Blick reichte: nichts weiter als Steine, Felsen, Schneefetzen, Zacken – eine bizarre Mondlanschaft. Und Berni, Cornelia und Hermann mittendrin – statt nur dabei!
Nach zwei Stunden begegneten sie dem ersten Menschen, einem einheimischen Hirten, der seine Schafe suchte. Sie waren verschollen. Doch das hielt die Bergkameraden nicht davon ab, ihren Weg fortzusetzen. Und plötzlich lag er da, ganz glatt wie ein Spiegel, keine noch so kleine Welle kräuselte sich auf seiner Oberfläche und die Sonne glitzerte darauf: der Funtensee. Und die Umrisse des Kärlinger-Hauses spiegelten sich darin wieder. Als sie die Hütte erreichten, dachten Berni, Cornelia und Hermann, dass sie die schlimmsten Abenteuer überstanden hätten. Doch dem war nicht so. Denn als sie wieder aufbrachen und den steilen Abgrund der Saugasse erreichten, machten sich die Anstrengungen der letzten Stunden bemerkbar. Bernis Knie streikte. Er konnte nur noch unter Schmerzen auftreten. Doch seine beiden Bergkameraden ließen ihn nicht im Stich und so schleppten sie sich weitere 3 Stunden hinab in das Tal, in dem der Königsee auf sie wartete.
Endlich sahen sie wieder Menschen – unzählige Männer und Frauen, die mit dem Schiff nach St. Bartholomä übersetzten, um den sagenumwobenen Watzmann zu sehen. Als diese unsere Berghelden sahen, blickten sie voller Bewunderung auf und wichen gleichzeitig zurück. Wahrscheinlich wegen des Schweißgeruchs oder weil die drei so verwegen ausschauten. Sie flößten den anderen Leuten gehörigen Respekt ein mit Ihren schweißnassen Hemden, den Piratentüchern, Stöcken und den riesigen Rucksäcken, in denen die Schafkopfkarten und andere Spiele verstaut waren.
Berni, Cornelia und Hermann warfen schließlich einen letzten Blick zurück auf die steile Watzmann-Ostwand. Wer weiß – vielleicht wird diese Steilwand, in der schon so viele mutige Bergsteiger ihr Leben verloren, ihr nächstes Ziel sein. Mons vocat – der Berg ruft und keiner ruft lauter als der Watzmann!