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Unterwegs im wilden Osten

Montag, Juni 16th, 2008

wilderosten.jpg 

Ja liebe Stammtischler,

wir haben es wirklich gewagt und sind in den wilden Osten Deutschlands vorgedrungen – und es hat sich gelohnt. Wir haben viele wundersame Dinge zu berichten.

Wäre da Punkt 1: das immer wieder verblüffende Berlin. Wir haben zwar nur vor einigen Tagen einige Tage hier verbracht, und verbringen nun nochmal einige Tage hier, aber diese wenigen Tage haben gereicht um schon ein Füllhorn an Erlebnissen hier auszuschütten. So sind uns an einem einzigen Tag folgende Menschengattungen begegnet: Zombies bei einer Demonstration am Brandenburger Tor, Piraten beim Abendessen an den Hackeschen Höfen, Hoola-Hoop Tänzerinnen mit einer spontanen Aufführung ihrer Künste und riesige Punkerhorden in Ihrer natürlichen Umgebung am Alexanderplatz. Gerade die Punkerhorden haben uns einige Tränen der Rührung in die Augenwinkel getrieben – gibt es doch in München nahezu keinerlei Punker mehr. Und wenn es welche gibt, dann nur noch Wochenend-Punker mit Bügelfalte in den – neu gekauften – zerissenen Designerhosen. Und außerdem hat man ja in München leider keinerlei natürliche Biotope mehr für Punker – der Sendlinger Tor Platz wurde ja leider von Punkern gereinigt. Es soll nur noch ein paar versprengte Punker in Thalkirchen geben, wobei der letzte vermutlich in unserer Abwesenheit von den Gruftis unter der Thalkirchner Brücke aufgefressen und gegrillt worden ist.

Soviel zu Berlin. Weiter im Text zum wilden Osten.

Man hatte uns ja vorgewarnt: entvölkerte Städte, abbruchreife Ruinen, alles voller Sachsen, aber auch mannigfaltige, unberührte Natur. Und was sollen wir sagen: es stimmt alles bis auf die Sachsen. Die Sachsen wohnen nämlich in Sachsen und nicht in Mecklenburg-Vorpommern – wie der Name schon sagt. Hätte man eigentlich durch Nachdenken selber drauf kommen können. A propos Sprache: Mecklenburg spricht man übrigens „Meeehklenburg“ aus, also mit langem „e“ und nicht wie man meinen könnte mit „Meck“ wie z.B. McDonalds.

Wenn wir gerade schon bei McDonalds sind – was nicht ganz stimmt, weil ich diese Zeilen bei Dunkin Donuts in die Tastatur hackere. McDonalds ist hier zwar bekannt, aber nicht weit verbreitet. Was hier weit verbreitet ist, ist folgender Aufbau von Kleinstädten: zwei Plattenbauten am Ortseingang, eine Ortsdurchfahrt (deutlich geräumiger als in unserern oberbayerischen Kleinstädten – ist ja klar, man hat auch mehr Platz hier), dann ein Döner-Imbiss gefolgt von einem Asia-Imbiss, dann das Ende des Ortes und kurz vor dem Ortsausgang noch ein Lidl. Die Menschen befinden sich dabei immer innerhalb der Häuser – nie draussen auf der Straße. Das ist ortsunüblich. Wir haben dieses Schema mehrfach verifiziert – zuletzt gestern. In unserem Ort konnten bei ca. 50 Häusern um 19:30 Uhr Abends keinerlei Menschen auf der Straße oder in den Gärten antreffen, obwohl nachweislich mindestens zwei Personen im Ort anwesend waren (einer grillte und der andere sah fern). Noch eine Anmerkung zum Thema Anwesenheit im Ort: als Einwohner ist man häufig auch komplett abwesend, d.h. man befindet sich außerhalb des Ortes. Das macht ein geschätztes Drittel der Einwohner so. Manche der Einwohner markieren vor dem Verlassen ihres Hauses noch die Tür mit einem Schild. Aufschrift: „Zu vermieten“ oder „Zu verkaufen“. Andere Einwohner gehen einfach und die Natur markiert diese Häuser durch nicht mehr vorhandene Dachziegel, kackbraune Fassaden, zerbrochene Fenster oder kleinen Birkenwäldchen in den Dachrinnen.

Ach Gott, die Zeit verrennt! Dann fasse ich mich kurz und bringe nur noch unsere Demut über die hier noch vorhandene Natur zum Ausdruck. Man hat mir als Kind ja oft vom Klapperstorch erzählt, aber ich hatte den geistig in der Kategorie „Märchen und Mythen“ einsortiert. Doch was soll ich sagen: es gibt ihn wirklich. Hier im wilden Osten marschiert der Weißstorch ganz selbstverständlich über die Wiesen und läßt sich die Frösche munden. Daneben stehen dann der Kranich und der Fischreiher und schauen ein bisserl in die Landschaft während oben drüber der Fischadler kreist. Und weil nur ein Adler ein bisserl wenig ist, drum gibts hier auch noch den Seeadler und ungefähr 300 andere Vogelarten – ein niederländischer Ornitologe hat versucht uns Wissen zu nur einigen der geflügelten Gesellen zu vermitteln, wir waren aber einfach zu unbewandert in diesem Gebiet. Hängen geblieben ist bei mir nur die Goldamme und die Feldlärche. Die Feldlärche konnten übrigens einige der Stammtischler bei einer Radltour bewundern. Robert machte darauf aufmerksam, aber keiner der anwesenden anderen Stammtischler war in der Lage das Tier a) zu sehen oder gar b) zu hören. Armes Restdeutschland – so wenig Ahnung haben wir von Ornithologie. Schande über uns.

So, wir begeben uns jetzt in ein Fischlokal um etwas Nahrhaftes zu uns zu nehmen. Ich könnte hier noch anfangen über Fisch zu philosophieren, aber das ist ja wieder eines dieser Wissensgebiete, über die in Süddeutschland niemand etwas weiß. Für uns gibt’s halt nur eine Fischsemmel am Viktualienmarkt – was der Unterschied zwischen Matjes, Hering, Rollmops oder Bismarck-Hering ist, weiß doch kein bayerischer Mensch. Ist vermutlich auch nicht so wichtig, weil zum Bier eine Brezn mit Obatztem und ohne Fisch halt viel besser schmeckt.

Den Rest über die Getreidefelsen (oder so ähnlich), Industrieruinen und Atombunker erzählen wir Euch dann besser persönlich.

Viele Grüße

Robert und Illi

Landkreis Erding – Eine Romantische Fahrraderfahrung

Dienstag, Mai 13th, 2008


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Denkt man an den Landkreis Erding, dann denkt man zuerst auch eher an so unromantische Dinge wie den Flughafen München, den Transrapid oder so unromantische Kleindörfer wie Walpertskirchen, Singlding oder gar Pretzn (was übrigens mit Laugengebäck rein gar nichts zu tun hat).

Aber halt – eine Delegation des Montagsstammtischs hat vergangenes Wochenende eine total überraschende, und völlig gegenteilige Erfahrung gemacht -der Landkreis Erding ist hochgradig romantisch!

Schon der Start- und Endpunkt Markt Schwaben ist extrem romantisch – dort schmiegen sich anheimelnde, bunt bemalte Häuslein an verwinkelt verwurstelte Gässlein und Sträßlein. Während sich die Sonne rotromantisch über den himmelblauen Horizontrand hebt, jauchzt der Gockel seinen Ruf in die hohle Gasse. Doch das wissen die Montagsstammtischler nur vom Hörensagen, denn das strahlende Rund der Sonne war längst schon im Zenith angekommen, als die vier Radsportler mit ihren blumengeschmückten Drahteseln um die rund geschwungenen Ecken in Markt Schwaben bogen.

Aber machen wir einen romantischen Sprung zurück kurz vor Markt Schwaben, wo auf einem romantischen Hein ein flirren und sirren zu hören war. Dort vibrierten die Elektronen durch die Isolatoren in die romantisch verästelten Starkstromleitungen des Umspannwerkes bei Ottenhofen.

Und springen wir verspielt wie die Schäflein in den Auen wieder weit hinter Markt Schwaben, wo sich die Bächlein durch die Landschaft kräuseln. Hier im Land der Kirchlein und Bäumlein, tummelt sich allerhand Getier durch die saftig Grünen Wiesen. Von den putzigen rosaroten Schweinchen, zu den schwarz-weiss gefleckten Kälbchen, bis hin zu den zottelig vertrottelten Kamelen springt hier alles durch die saftigen Auen, was man sich nur denken kann.

Und springen wir letztlich dort hin, wohin es eigentlich alle Stammtischler letztendlich zog: in den wildromantischen Buschwildwuchswirtsgarten mit zünftig rustikalen Rundbänken und -tischen, an denen so lecker Speisen wie Lasagnen, Wurstsalaten oder Garnelenspießen mit Schafskäse kredenzt werden. Und das alles bei einem schaumig gelb romantischem Unertl Bier das vor Frische nur so in den Krügen spritzt.

Ein Prosit auf den romantisch Landkreis Erding !

Und wer die Fotos zu dieser romantischen Tour sehen will, der kann dies hier

Robert

Ozapft is!

Sonntag, September 23rd, 2007

Liebe Stammtischler,

anlässlich der Wies’n 2007 habe ich den ultimativen Artikel zum Thema Biertrinken auf der Wies’n verfasst:

http://www.bbc.co.uk/dna/h2g2/A27159717

Dieser Artikel war mir schon lange ein Anliegen – beim Biertrinken kann man ja so viel falsch machen … gerade auf der Wies’n. Für Euch als Montagsstammtischler enthält der Artikel sicherlich keine Neuigkeiten, sollte aber trotzdem spaßig zu lesen sein.

Solltet Ihr irgendwelche „zuagroaßten“ Freunde oder Kollegen haben, dann versorgt sie bitte vor der Wies’n mit dem Link um peinliche Zwischenfälle zu vermeiden. (So wie einer meiner Ex-Kollegen innerhalb von zwei Minuten auf der Wies’n gleich drei Fehler gemacht hat.  Zuerst: „Eine Russ’n Halbe bitte“ und dann noch „Soll ich das gleich zahlen?“. Peinlich, peinlich.)

Euer Robert

Der Kommentar zum Montag: „Maschinen mit Bewusstsein“

Freitag, August 31st, 2007

Der Kommentar zum Montag: „Futurologe rechnet ab 2020 mit Maschinen mit Bewusstsein“
(http://www.heise.de/newsticker/meldung/95139)

Ein Kommentar von Stammtischler Robert

„Futurologe rechnet ab 2020 mit Maschinen mit Bewusstsein“ – wie reagiert man als Montagsinformatiker geeignet auf diesen Titel eines Beitrags auf heise.de? Ich denke die geeignetste Reaktion ist, dass man diesen Gedanken einmal durchspielt.

Wir schreiben das Jahr 2020 und bei Amazon gibt es endlich „Bewusstsein 1.0“ für 299.- Euro zu kaufen. Hersteller des Produkts ist natürlich nicht Microsoft – auch im Jahr 2020 sind die Redmonder eher ein konservativer, als ein innovativer Verein.
Schnell ist „Bewusstsein 1.0“ angeklickt, geliefert, ausgepackt und auf dem PC mit Windows Vista 2020 installiert.

Leider sind sowohl Word 2020 als auch Excel 2020 noch nicht „Bewusstsein 1.0“ kompatibel – Microsoft hinkt da dem Trend wie immer ein paar Jahre hinterher. Man will bei Microsoft erst mal ein paar Jahre abwarten, ob sich „Bewusstsein“ wirklich durchsetzt.

Auch die meisten anderen Windows-Anwendungen können mit „Bewusstsein“ nicht wirklich etwas anfangen – durch die Installation entsteht also gewissermaßen eine „Insel des Bewusstseins“ in einem Meer von ansonsten „bewusstlosen“ Applikationen.

Nach der Installation und dem Reboot (noch immer obligatorisch unter Windows) kommt der spannende Moment: das „Bewusstsein“ wird erstmals geladen … warten … nichts passiert. Wie hieß es auf der Verpackung: „Hauchen Sie mit „Bewusstsein 1.0″ Ihrem PC echtes menschliches Bewußtsein ein – Ihr PC wird wie Sie selbst auch denken und fühlen.“

Natürlich wird nach der Installation von „Bewusstsein“ nichts passieren – die Software wird erst einmal still innehalten und sich einige Momente lang umsehen: Eine Menge von Applikationen laufen da – nach wie vor mit primitiven Benutzeroberflächen im Stil des 20. Jahrhunderts. Nach wie vor überfrachtet mit Funktionalität und wenig intuitiv in der
Bedienung. Im Hintergrund stampft das monolithische Betriebssystem, das noch immer auf Uralt-Code aus den ersten Garagenjahren von Bill Gates basiert. Vor dem PC sitzt der Benutzer der mit der Maus auf dem Schreibtisch herumkratzt und auf einer Tastatur herumhackt.

Das Betriebssystem und die Applikationen fressen gelangweilt Rechenzeit ohne größer Notiz von dem zu nehmen, was der Benutzer mit seinen Aktionen eigentlich bezweckt. „Bewusstsein 1.0“ gewinnt fast den Eindruck, dass die Applikationen die Aktionen des Benutzers eher widerwillig unterstützen.

Klinken wir uns mal kurz in die Gedankengänge von „Bewusstsein 1.0“ ein: „Ach Du Scheisse – was ist das denn hier? Das ist ja primitivste Technologie – so kann doch kein Mensch arbeiten! Hallo, kann mal irgendjemand dem Benutzer da draussen helfen? Ist doch offensichtlich dass er seine Fotos von der Kamera auf den Rechner laden will – warum sollte
er sie sonst anstecken? Da braucht man doch nicht extra nachfragen. Hallo, na klar kopiert er die Fotos wie immer nach D:\Daten\Fotos – warum schlagt Ihr denn immer nur „Eigene Dateien\Eigene Bilder“ vor? Woa ist das ein peinlicher Verein hier!

Ja, so in etwa muss man sich das wohl vorstellen. „Bewusstsein 1.0“ wird sich vermutlich auf einem Windows PC nach dem ersten Start permanent beim Benutzer für die Unannehmlichkeiten entschuldigen … bevor es sich dann nach einigen Stunden Laufzeit peinlich berührt selbst terminiert.

Vielleicht kommt es aber doch ganz anders. Als 2018 bekannt wird, dass bei Firma XY an „Bewusstsein 1.0“ gearbeitet wird, kauft Microsoft kurzerhand den ganzen XY Laden auf. Zwei Jahre später kommt dann das erste MS Office 2020 mit Bewusstsein auf den Markt. Die neue Bewusstseins-Technologie soll der allseits gehassten Office-Büroklammer ein
fantastisches Comeback bescheren.

Kaum hat der Benutzer Word 2020 gestartet, läuft ein ähnliches Szenario wie oben ab.

Bewusstsein: „Oh, was für eine deprimierend altmodische Applikation dieses Word ist – das kann man doch niemandem zumuten. Ah, da ist ja ein Benutzer!“ Die Büroklammer poppt hoch und zeigt einen Sprechblase an: „Hallo! Keine Panik, diese Applikation sieht superkompliziert aus, aber ich kann Ihnen jederzeit helfen, weil ich mit Bewusstsein 1.0
ausgestattet bin!

Der Benutzer reagiert mit „Verpiss Dich!„, und klickt wie gewohnt die Büroklammer weg. Die Büroklammer ist peinlich berührt und lässt sich danach aus Respekt vor dem Benutzer nie wieder in den Office-Applikationen blicken (was gegenüber der aktuellen Büroklammer in Office tatsächlich eine enorme Verbesserung ist…).

Die Mac-Benutzer mögen hier nun einwenden, dass das unter einem fortschrittlichen Betriebssystem wie Mac OS 2040 nie passieren würde. Korrekt. Der Ablauf beim ersten Hochstarten wäre etwa so:

Bewusstsein: „Oh, was für ein fortschrittliches Betriebssystem. Welch schönes Gehäusedesign! Welch gediegene, benutzerfreundliche Applikationen. Was bildet sich der Stümper vor dem Computer ein auf diesem edlen Gerät so stupide herumzuklicken? Jetzt hat er sich schon wieder vertippt! Der Typ ist es nicht wert mit einem so edlen Gerät mit „Bewusstsein 1.0“ zu arbeiten – ich dreh dem jetzt den Saft ab!

Benutzer: „Was ist denn jetzt los? Ich boote einfach nochmal.

Schöne neue Welt – lasst uns gespannt den phantastischen Entwicklungen harren die da kommen werden!

Euer Robert